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Die Zeiten haben sich geändert
Gespräch mit Heinz Vogt (festgehalten für die Heimatkunde von H.R. Sutter im März 2024)
Heinz Vogt wurde 1936 geboren und lebt seither ohne Unterbruch in Reigoldswil. Er gehört also einer Generation an, die wie kaum eine andere in der Geschichte in rascher Folge grosse Veränderungen miterlebt und darin aktiv mitgewirkt hat. In einem Gespräch mit Heinz Vogt versuchen wir, einige dieser Entwicklungen aus seinem individuellen Blickwinkel erfahrbar zu machen.
Kindergarten
«Ich ging zwei Jahre in den Kindergarten. Dieser befand sich im Unterbiel 7, einem Nebenraum eines ehemaligen Kleiderladens (Amsler-Mode). Betreut hat uns die legendäre Schwester Winifred (Schönholzer) mit ihrem Häubchen. Wir waren in meiner Erinnerung gegen 40 Kinder – sie kam aber mit allen ganz allein gut zurecht. (Weitere Beiträge zum Kindergarten finden Sie als Film und in der Heimatkunde 1987 ab Seite 212)
Schule
Die Schule besuchte ich ab 1943. Unsere Schulzimmer waren durch Militär belegt. Deshalb mussten wir täglich auf den Hoggenhof hochgehen, wo es einen Raum für uns gab. Wir waren um die 30 Schülerinnen und Schüler pro Klasse. Später, als ich in die Sekundarschule kam, waren die Klassen viel kleiner. Wir waren nur etwa 6 oder 8 Schüler.
Einer unserer Lehrer war Dr. Paul Suter. Ein Mitschüler hat einmal nach dessen Frau mit ihrem Vornamen «Louisli» gerufen. Paul Suter hat sich geärgert und dem Schüler den Wandtafellappen um den Kopf geschlagen. Dieser war danach weiss vom Kreidestaub. Deshalb hat Paul Suter den Schüler zu Louise geschickt, um ihm den Kopf waschen zu lassen…
Ein anderer Lehrer wollte einem Mitschüler eine Ohrfeige geben. Dieser hat sich gebückt und der Lehrer hat zwei Bilder runtergeschlagen.
Lehre
Herr Straumann, der damalige Direktor der Kantonalbank, kam einmal zuhause vorbei. Er traf uns oberhalb der Marchmatt, wo wir beim Heuen waren. Er teilte mir mit, dass er wünsche, dass ich auf der Kantonalbank eine Lehre mache. Voraussetzung dafür war allerdings ein Welschland-Aufenthalt. Nach der Schule ging ich daher für ein Jahr ins Welschland, ins ‘Institut Cornamusaz’. Da meine Eltern nicht genug Geld dafür hatten, hat die Kantonalbank meinen Welschland-Aufenthalt finanziell unterstützt. Aber eigentlich wollte ich ins Lehrerseminar nach Schiers. Der Berufsberater war jedoch ebenfalls der Meinung, dass eine dreijährige Banklehre für mich das Richtige wäre. So trat ich denn in die Basellandschaftliche Kantonalbank ein, für die ich bis zur Pensionierung tätig war.
Gesundheit
Während der Lehre habe ich Lungentuberkulose bekommen und musste für 13 Monate nach Davos in die Kur. Das war keine einfache Zeit. So starb z.B. ein Bruder meiner Mutter an TB. Meine Mutter konnte mich nie besuchen, der Vater einmal, und wir gingen zusammen aufs Weissfluhjoch (siehe Foto). Ich bin nach einer Nachkur ganz genesen und konnte die Lehre fortsetzen.
Heinz und Robert Vogt auf dem Weissfluhjoch
Sport
Während der Lehre war ich Mitglied im Eishockeyclub Reigoldswil. Im Winter haben wir eine Wiese gewässert (der damalige Viehschauplatz, heute Gärtnerei Briggen) und so eine Eisfläche produziert. Bis Mitternacht haben wir jeweils gespritzt und am andern Tag mussten wir wieder in die Lehre …. Es gab auch Spiele mit Vereinen von anderen Gemeinden.
Arbeit
Nach der Lehre blieb ich wie erwähnt bei der Kantonalbank. Ich habe zusammen mit zwei Kollegen mit dem Aufbau der ersten EDV (Elektronische Datenverarbeitung) begonnen, was ziemlich arbeitsintensiv war. Ich musste viele Kurse besuchen. Datenträger waren damals Lochkarten und Papierstreifen. Der Output wurde auf Papier ausgedruckt. Die riesigen Computer waren bei der EBL in Liestal einquartiert. 1963, nach einem Programmierkurs in Zürich, kam ich dann gerade noch rechtzeitig nach Hause, um zum Standesamt zu gehen und meine aus Bubendorf stammende Frau Verena zu heiraten.
Arbeitsweg
Ich legte den Weg zur Arbeit nach Liestal immer mit dem Bus zurück. Damals bestand der 70er-Bus aus einem Zugwagen und einem Anhänger. In diesem wurde jeweils ein Kondukteur benötigt, da der Fahrer nur die Leute im Zugwagen bedienen konnte. So habe ich auf der Hin- und Rückfahrt als nebenamtlicher Kondukteur Tickets verkauft und geknipst. Dadurch konnte ich gratis fahren und gleichzeitig pro Fahrt noch 50 Rappen verdienen. Den Anhänger konnte ich mit einer beissend riechenden Petroleumheizung beheizen. Ein Problem gab es manchmal, wenn wir den Anhänger anhängen mussten und dabei schwarze Kleider von der Karrenschmiere bekamen. Nicht so gut für einen Banker...
Engagement für die Öffentlichkeit
So wie heute brauchte es auch früher Leute, die bereit waren, sich in öffentlichen Gremien zu engagieren. So war ich zum Beispiel in Baukommissionen, im Gemeinderat, in der Zivilschutzorganisation, im Verein Museum zum Feld oder als Friedensrichter tätig.
Ja, familienfreundlich war die gleichzeitige berufliche und öffentliche Tätigkeit nicht. Meinen Kindern sagte ich am Sonntagabend manchmal, dass ich sie dann am nächsten Freitag oder Samstag wieder sehen werde.
Ich war auch Kassier der Milchgenossenschaft, ein Amt, das ich sehr geschätzt habe, denn wir hatten es gut miteinander. Es gab damals gegen 40 Landwirte, welche die Milch zweimal pro Tag in der Sammelstelle abgelieferten. Einmal pro Monat war Zahltag. Jeder Landwirt hatte ein Büchlein, in welches die abgelieferte Menge eingetragen wurde. Monatlich musste ich diese addieren und den auszuzahlenden Betrag berechnen. Darauf musste ich die entsprechenden Beträge in bar in einzelne Couverts abfüllen. Diese Couverts habe ich dann in die entsprechenden Fächer bei der Milchsammelstelle gesteckt, von wo sie die Bauern mitnehmen konnten.
Wohnen
Unser Einfamilienhaus haben wir 1966 im Chläberen-Gebiet gebaut. Wir gehörten zu den ersten in diesem Gebiet. Es gab damals erst eine Mergelstrasse, welche dorthin führte. Das Land haben wir für 22 CHF pro m2 gekauft. Es war steil und für die Landwirtschaft nicht gut nutzbar. Sukzessive sind dann die anderen Parzellen überbaut worden. Man hat das Chläberen-Gebiet damals «Chlöpferviertel» genannt. Der Grund dafür ist wohl naheliegend.
Ein Zuhause
Ich bin zufrieden mit dem Dorf, ich habe ja auch während einiger Zeit an der Gestaltung des Dorflebens mitgewirkt. Reigoldswil ist ein Dorf geblieben, schön gelegen. Während vieler Jahre hatten wir Quartierfeste und es bestand ein guter Zusammenhalt. Auch heute noch gibt es schöne Begegnungen. Vieles hat sich natürlich verändert, aber das ist der Lauf der Zeit.»
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