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Auf, über und durch die Wasserfalle 

Die Geschichte der Wasserfalle beginnt nicht bei Adam und Eva, aber vor etwa 10 Mio Jahren. Alles war vom flachen Jurameer überdeckt. Schon zuvor wurde vom Kontinent Afrika her Druck aufgebaut, was schliesslich zur Bildung der Alpen und dann des Juras führte. Dieser Druck besteht auch heute noch, weshalb Jura und Alpen nach wie vor wachsen, was die Erosion jedoch kompensiert. Das Hindernis Jura musste überwunden werden. So entstanden Wege mit Passübergängen, Verpflegungsmöglichkeiten, ein angefangener Eisenbahntunnel und eine Luftseilbahn. Weitere Projekte wurden vor ihrer Umsetzung abgebrochen.  


Wasserfallenweg 

Der alte Wasserfallenweg ist heute Teil des Wanderwegnetzes und wird recht häufig begangen. Der Weg wurde wahrscheinlich schon von den Römern benutzt, war aber nie gut ausgebaut und diente nur als Saumpfad und Fussweg. Vor allem, nachdem der Hauenstein besser ausgebaut war, hatte der Übergang über die Wasserfalle nur noch eine lokale Bedeutung. Zoll musste aber bis ca. 1800 entrichtet werden. Der Weg führt bei der Talstation der Gondelbahn vorbei zur Vogelmatt, steigt dann steil zum Bärengraben und weiter bis zum heutigen Tunnel hinauf. In diesem Bereich ist wegen des Baus von Tunnel und neuer Strasse (1922-1924) der alte Wasserfallenweg nicht mehr sichtbar. Man folgt daher der neuen Wasserfallenstrasse etwa 150 Meter, biegt zuerst links, dann rechts ab, vorbei an der Brunnstube der Goldbrunnenquelle und verlässt den Wald unterhalb vom Hotel Wasserfallen. Oberhalb der Bergstation trifft man auf die geteerte Strasse, und von dort geht es an der Hinteren Wasserfallen vorbei zur Rochuskapelle auf der Krete.
Detail: Der Wasserfallenweg ein vergessener Juraübergang

Markus Lutz beschreibt 1805 (Merkwürdigkeiten) die Wasserfalle und deren Begehung anschaulich: «Die Wasserfallen ist ein Glied der grossen Gebirgskette des weitläufigen Juras; ein Fusspfad führt über dasselbe nach dem Solothurnischen Orte Mimmliswyl. Dieser Berg reiht sich an den hohen Vogelberg an, und schaut mit diesem, wie die Wächter auf dem Maste über die Wogen des Meers, über die niedrigen Berge und Hügel des Basler Gebietes weg. Seinen Gipfel und seine Halden bedecken hier und dort Laub- und Nadelholz und das Hinabstürzen eines Waldbachs über eine Felsenwand und über Schutthaufen von Steingerölle in Schluchten und Bergwüsten leiht ihm seinen Namen. Der Weg über dieses Gebirge ist an mehrern Orten schauerlich und mühselig; man glaubt bei der ersten Ansicht denselben eher kletternd als gehend zurücklegen zu können.»  

 Alter Wasserfallenweg 


Emanuel Büchel 1754: Wasserfalle "Auf der Stäge". Bereich vor dem heutigen Tunnel mit dem Wasserfall. Dieses Wegstück wurde durch den Tunnelbau verschüttet. Flurname «Säuschwenki». 

Heutige Situation mit Tunneleingang. Der Bach wurde beim Tunnelbau nach Norden über die Fluh (gelbliche Stelle links) umgeleitet.  

Bürtenstrasse
Die Bürten war im 17. Jahrhundert Sommerweide der Bütschen und über Bergmatte, Martisweid und Bürtenstutz erschlossen.  Detail Siegfriedkarte

Von 1922 bis 1924 wurde eine neue Strasse zur Erschliessung der Bürten gebaut. Sie führt vom Sixfeld entlang von Dünnlenberg und Gaissrain durch einen Tunnel bei der Enzianfluh und oberhalb der Bürtenfluh zur Bürten. Danach, im Jahre 1929, konnte dann auch die neue Bürten, welche im Reigoldswiler Bann liegt, gebaut werden.  

Die Erschliessung der Wasserfalle ab der Bürtenstrasse erfolgte vorerst weiterhin über den alten Wasserfallenweg (via Goldbrunnen). 


Tunnel Wasserfallenstrasse 1925, (Staatsarchiv). Der Bach wurde umgeleitet (dunkle Stelle). 

Verbindung Bürtenstrasse – Wasserfalle
Die Wasserfalle war bis 1935 nur von Waldenburg mit einem fahrbaren Weg erschlossen. Um den Tourismus zu fördern und die Frequenzen auf der Buslinie Liestal – Reigoldswil zu erhöhen, war eine bessere Erschliessung ab Reigoldswil notwendig.  

1935 war die Arbeitslosigkeit hoch und das Basler Fürsorgeamt unterstützte die Einrichtung eines Arbeitslagers für Arbeitslose. Diese begannen im Auftrag der Autobus AG mit dem Bau der heutigen Wasserfallenstrasse, welche die Bürtenstrasse mit der Wasserfalle verbindet. Da die Arbeiten offenbar nicht gut vorankamen, wurden sie eingestellt, und die Autobus AG als Bauherrin stellte die Strasse auf eigene Rechnung fertig.  

Konfliktpotenzial Strassen
Schon beim alten Weg über die Wasserfalle war der Unterhalt ein Thema und einige Benutzer weigerten sich z.B. im 17. Jahrhundert, den Zoll zu bezahlen „weilen man mit ledigen geschweige geladenen Rossen (nur) gevörlich fortkommen kann» (P. Sutter, Der Wasserfallenweg).  

Nachdem die Autobus AG um 1935 die Verbindung von der Bürtenstrasse zur Wasserfalle gebaut hatte, durfte diese durch den Eigentümer der Hinteren Wasserfallen vorerst nicht benutzt werden (mündliche Überlieferung). Er musste nach wie vor den steilen alten Fussweg oberhalb des Tunnels benutzen. 

Nach dem Bau der Luftseilbahn 1956 wurde die Strasse durch die Autobus AG mit einer Kette gesperrt, sodass alle die Luftseilbahn benutzen mussten. Dies führte sogar im Landrat zu einer Interpellation. (Link zu Interpellation

Die Strassen auf der Wasserfalle sind weitgehend in Privatbesitz und es wurden Durchfahrtsrechte festgeschrieben. Beim Unterhalt ist es aber nach wie vor schwierig, eine akzeptable Kostenverteilung zu finden. Eine Koordinationsfunktion übernahm die IG Wasserfallen-Passwang und heute die Stiftung Wasserfallen. Seit einigen Jahren übernehmen die Gemeinden Waldenburg, Reigoldswil und Mümliswil den Winterdienst, was sehr hilfreich ist. 

Auch die Einführung eines teilweisen Fahrverbotes ab Sixfeld erforderte viele Verhandlungen und Kompromisse. Fahrbeschränkungen gibt es aktuell nur an den Wochenenden. Doch der motorisierte Verkehr ist grundsätzlich unerwünscht, da er die Wanderer stört und die Mergelstrassen zerstört. Und das Teeren ist aus Sicht der Wanderer und des Umweltschutzes unerwünscht. 

Eisenbahn und Bus
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden viele Eisenbahnen in Betrieb genommen. Auch eine Bahn durch die Wasserfalle war schon in den 1850er-Jahren in Diskussion, wurde aber nicht weiterverfolgt. Von 1855 bis 1858 wurde die Strecke Basel – Olten mit dem Hauensteintunnel abschnittsweise eröffnet. Wegen Kapazitätsproblemen kam die Wasserfallenbahn als Entlastungslinie nochmals aufs Tapet. In Reigoldswil wurde eine Initiative ins Leben gerufen, um den Bau der Wasserfallenbahn mit den Stationen Liestal-Bubendorf-Ziefen-Reigoldswil-Mümliswil-Balsthal-Niederbipp-Wangen zu forcieren.  

1870 wurde in der Sonne Reigoldswil das Wasserfallen-Bahn-Comité gegründet, um Planungsarbeiten zu ermöglichen. Auch auf Solothurner Seite setzte man sich für die Wasserfallenbahn ein. Die Centralbahn erhielt dann 1873 die Konzession, um den Bahnbau durchzuführen. Sie beauftragte ein Bauunternehmen mit der Ausführung. 

Die Firma begann im Herbst 1874 mit dem Bau des Tunnels in Reigoldswil und Mümliswil, dessen geplante Länge 4'185 Meter betrug. In Reigoldswil sieht man südlich der Talstation den Tunneleingang. Das Aushubmaterial wurde vor dem Tunnel deponiert und bildet heute den von der Luftseilbahn verwendeten Parkplatz. Man hat aber auch an zwei Schächten im Juligraben und "bei der Hand" mit den Arbeiten begonnen. 

1875 geriet die Baufirma in Zahlungsschwierigkeiten und ging schliesslich Konkurs. Die Centralbahn bemühte sich nicht, die Firma zu retten oder zu ersetzen, weshalb der Bau eingestellt wurde. Die damaligen Autoren stellten fest, dass politisch einflussreiche Leute nicht unglücklich darüber waren. Denn die Einstellung der Bauarbeiten bei der Wasserfallenbahn stärkte die Stellung der Hauensteinlinie. Der 1874 begonnene Tunnelbau brachte der Gemeinde Reigoldswil einen wirtschaftlichen Aufschwung.  

Es gab noch einen zweiten Anlauf für eine Wasserfallenbahn. Ein Initiativkomitee organisierte 1899 in Reigoldswil einen Volkstag mit 1500 (!) Teilnehmenden. Es reichte ein Konzessionsgesuch beim Bund ein. Zur selben Zeit wurde auch ein Projekt aus dem Waldenburgertal eingereicht, welches den Bau einer Kellenbergbahn vorschlug. Das Parlament beschloss jedoch, den Hauenstein-Basistunnel zu realisieren und sowohl auf die Wasserfallen- als auch auf die Kellenbergbahn (Standseilbahn) zu verzichten.  

Das Reigoldswilertal kam also wieder nicht zu einer Bahnverbindung. Anstatt auf bessere Zeiten zu hoffen, hat 1903 eine Arbeitsgruppe die Prüfung einer Automobilverbindung Liestal-Reigoldswil an die Hand genommen. 1904 konnte ein Probebetrieb mit vier Kursen zwischen Liestal und Reigoldswil erfolgreich durchgeführt werden. 1905 wurde die Automobilgesellschaft Liestal-Reigoldswil AG gegründet. Der Betrieb mit täglich vier Verbindungen und einer Fahrzeit von knapp einer Stunde konnte noch im selben Jahr aufgenommen werden. Heute sind es 52 direkte Verbindungen (Linie 70) und die Fahrt nach Liestal dauert 25 Minuten. 

Auch künstlerisch wurde der abgebrochene Tunnelbau bearbeitet: Im Jahr 2005 hat das Theater an der Winkelwiese in Zürich das Stück «Wasserfalle» von Sebastian Krähenbühl auf die Bühne gebracht, und anschliessend lief es einige Male im Roxy in Birsfelden. Am Freitag, 2. September 2005 um 19:30 Uhr wurde es dann in einem Zelt auf dem Vorplatz des Wasserfallenhofes aufgeführt – ein ganz besonderes Erlebnis für Darstellende wie Publikum! Link zu Prospekt Theater Wasserfalle 2005 und Video Theater Wasserfalle

Aufführung «Wasserfalle» beim Wasserfallenhof am 2. September 2005 

Zahnradbahn Oberdorf – Wasserfallen – Passwang
Ebenfalls im Planungsstadium blieb die Bergbahn von Oberdorf via Liedertswil auf die Wasserfalle und den Passwang. Dies ist einem Artikel der Basellandschaftlichen Zeitung vom 21. September 1891 zu entnehmen. (Link zu Passwangbahn_91 und Passwangbahn_99

Autobahn durch das Reigoldswilertal
1956 wurden Linienführungen für die Autobahn Basel-Oltern-Luzerndiskutiert. Eine Variante beinhaltete eine Autobahn durch das Reigoldswilertal mit einem Tunnel durch die Wasserfalle. Diese Variante ist allerdings als erste wieder ausgeschieden. 

Die alte Luftseilbahn
Schon 1931 befasste sich der Verwaltungsrat der Autobus AG mit einer Luftseilbahn auf die Wasserfalle. Das Projekt wurde aber zurückgestellt, da es als zu kühn empfunden und auch von der Gemeinde Reigoldswil abgelehnt wurde.  

Die Idee wurde zu Beginn der 1950er-Jahre wieder aufgenommen und am 16. März 1953 stimmte die Gemeindeversammlung, an welcher 250 (!) Personen teilnahmen, dem Bau zu. Die Autobus AG reichte ein Konzessionsgesuch ein. Aber auch Waldenburg reichte gleichzeitig ein solches für eine Standseilbahn von Waldenburg auf die Waldweide ein. Den Zuschlag erhielt jedoch die Luftseilbahn ab Reigoldswil.  

Am 18. Februar 1956 wurden der Skilift Vogelberg und am 3. März die Luftseilbahn in Betrieb genommen. Wir lesen: «Bereits im ersten Betriebsjahr haben die Frequenzen beider Bahnen die Erwartungen weit übertroffen». Link zu Video Hermann Fontana 

Am 14. Januar 1958 wurde in der Nacht ein Leitungsmast der Bahn umgelegt. Die Autobus AG hatte dem Lieferanten eine Rechnung nicht bezahlt, weil sie ohne Erfolg Nachbesserung einer Arbeit verlangte. Der Lieferant hatte daraufhin den Mast demontiert und wollte so die Zahlung erzwingen. 

Ende 1969 wurde ebenfalls durch die Autobus AG der zweite Skilift auf das Chellenchöpfli in Betrieb genommen.  Die Besucherfrequenzen auf der Bahn waren schon damals erfreulich. Allerdings waren die Winter zunehmend schneearm und das Skifahren war oft unbefriedigend. 1993 wurde deshalb der Skilift Vogelberg nicht mehr saniert und abgebrochen. Kurz darauf wurde auch der Skilift Chellenchöpfli entfernt.  

1995 musste die Konzession für die Luftseilbahn erneuert werden. Eine neue Konzession erforderte aber ein technisches «Facelifting», was auf über 1.5 Mio. CHF geschätzt wurde. Diesen Betrag wollte die Autobus AG nicht investieren. Es wurde 1995 daher eine Stiftung «Luftseilbahn Reigoldswil – Wasserfallen» gegründet mit dem Zweck, die Luftseilbahn als nicht gewinnorientiertes Unternehmen zu erhalten und zu betreiben. Link zu Stiftungsurkunde_1995 Die Autobus AG vermachte die Luftseilbahn dieser Stiftung für 1.00 CHF und verkaufte ihr auch das Land. Die breit abgestützte Stiftung verfügte bei der Gründung bereits über ein Vermögen von 1.25 Mio. CHF und sammelte dann weiter, um die 2.2 Mio. CHF, welche die Sanierung schliesslich kostete, zu investieren.  

Nach der Sanierung erhielt sie 1996 die neue Betriebskonzession. Die Luftseilbahn wurde nun durch den Stiftungsrat geführt. Für das operative Geschäft wurde ein Betreibervertrag mit der Autobus AG erstellt. 

Interview mit Hans Sutter (September 2022)

Hans Sutter, früher in Arboldswil wohnhaft, heute in Flims, war von 1989 bis 2002 im Verwaltungsrat der Auto Bus AG Liestal. Von 1992 bis 2002 hat er ihn präsidiert. Dass die Luftseilbahn 1995 nicht stillgelegt wurde, ist zu einem wesentlichen Teil Hans Sutter zu verdanken. 

Heimatkunde Reigoldswil: Die Initianten der 1905 eröffneten Buslinie nach Reigoldswil, heute die Autobus AG, haben viel dazu beigetragen, das Wasserfallengebiet zu einem Naherholungsgebiet in der Nordwestschweiz zu machen. Was gehörte dazu? 

Hans Sutter: Dazu gehörten die Luftseilbahn, die beiden Restaurants Vordere und Hintere Wasserfallen, der Landwirtschaftsbetrieb und die beiden Skilifte.  

Welches waren während deiner Zeit als Verwaltungsrat die wichtigsten Herausforderungen auf der Wasserfalle? 

Es mussten Verbesserungen bei der Trink- und Abwasserversorgung vorgenommen werden. Für die Verbesserung der Pisten wurde ein Pistengerät gekauft und diverse Hindernisse auf den Pisten wurden weggeräumt. 

Am wichtigsten war aber, dass wegen der stärker gewordenen Mobilität und den wärmeren Wintern die Wintersportler höher liegende Gebiete bevorzugten. Unsere beiden Skilifte rentierten am besten bei Stillstand.  

Die Autobus AG hat sich dann sukzessive ganz von der Wasserfalle zurückgezogen 

Ja, leider mussten die Skilifte wegen der veränderten klimatischen Verhältnissen abgebrochen werden. Die Autobus AG als Eigentümerin der beiden Restaurants musste zudem feststellen, dass diese betrieblich nicht zu einem Verkehrsbetrieb passen. Der Verkauf an Eigentümer mit Restaurant- bzw. Hotelerfahrung war ein logischer Entscheid. 

Wie verlief die Trennung von der Luftseilbahn? 

Die Konzession der 1956 in Betrieb genommenen Bahn lief 1995 aus. Für die Verlängerung der Konzession war eine Sanierung mit Kosten von ca. 2 Mio. Franken notwendig. Durch die Gründung der Stiftung Luftseilbahn Reigoldswil Wasserfallen im Jahre 1995 konnte die Autobus AG die Bahn an eine aktive Nachfolgeorganisation übergeben. Dank einer grossen und erfolgreichen Spenden-Aktion konnte diese die alte Luftseilbahn bis zum Neubau im Jahr 2006 weiter betreiben. 

2002 wurde zudem die Stiftung Wasserfallen gegründet, welche den Landwirtschaftsbetrieb übernahm und erfolgreich weiterführte. 

Alle notwendigen Änderungen und Anpassungen zur Aufrechterhaltung des Naherholungsgebiets Wasserfallen waren nur möglich durch den Einsatz und das Verständnis aller Beteiligten. 

Die neue Luftseilbahn (Beitrag folgt) 

Interview mit Heidi Tschopp (November 2022)

Zweimal waren grosse Beträge für die Luftseilbahn notwendig: 1995 über 2 Mio. CHF für die Sanierung und 2005 sogar 11 Mio. CHF für den Neubau. Heidi Tschopp aus Hölstein hat sich insbesondere beim Neubau erfolgreich der Geldsuche angenommen und dabei überkantonale Bekanntheit erlangt. Das Restaurant auf der Bergstation, das Heidi-Stübli, ist nach ihr benannt. 

Heimatkunde Reigoldswil: Du bist 1995 zur Luftseilbahn gestossen und wurdest Präsidentin der neu gegründeten Stiftung Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen. Wie kam es dazu?  

Heidi Tschopp: Ich wurde 1994 angefragt, als es um die Sanierung der Luftseilbahn ging. Ich habe erlebt, wie mein Vater Freude empfand, wenn er trotz seiner Gehbehinderung mit einer Bahn auf die Berge hochfahren konnte. Das war ein wichtiges Motiv für mich, bei der Luftseilbahn mitzumachen. Wir haben einen Förderverein für die Luftseilbahn, den Bähnliclub, gegründet. Es wurden Zertifikate entwickelt und verkauft, Gemeinden u.a. wurden angefragt und schliesslich konnte die Sanierung durchgeführt werden.  

Nach 10 Jahren ging es aber dann um die Frage, ob die Bahn neu gebaut oder stillgelegt werden sollte. Warum entschied man sich angesichts der grossen Summe von 11 Mio. für einen Neubau? 

Ich bin grundsätzlich optimistisch und verfüge über eine gewisse Hartnäckigkeit. Eine Stilllegung war für mich keine gute Option. Wir waren uns aber bewusst, dass man einen grossen Einsatz leisten musste und auch ein grosses Risiko einging. Einen Betrag von 11 Mio. zu sammeln ist kein Selbstläufer. 

Wie hast du die Sammelaktion angepackt? 

Man musste das Interesse bei Gemeinden, Bevölkerung, Firmen und Kantonen wecken. Das war nicht ganz einfach, denn die Wasserfalle war damals, insbesondere im unteren Kantonsteil, noch nicht so bekannt wie heute. Wir haben sehr viele Bettelbriefe an Firmen und Private versandt und es wurden Präsentationen durchgeführt. Wir waren an allen Märkten im Kanton mit einem Stand vertreten. Die Gemeinden wurden gebeten, einen Beitrag zu bewilligen, und über den Swisslos-Fonds kamen grosse Beiträge von kantonaler Seite zusammen. 

Wie viel konntet ihr letztlich sammeln? 

Von den 11 Mio. kamen 8.5 Mio. durch Sponsoring zusammen. Nur 2.5 Mio musste über Banken finanziert werden. Die Beträge teilten sich so auf (in Tausend CHF): 

Swisslos-Fonds BL 4’000 
Swisslos-Fonds BS 1’000 
Swisslos-Fonds SO     100 
Gemeinden     448 
Private 1’037 
Wirtschaft, Banken 1’695 
Vereine     169 
Stiftung Wasserfallen       36 
Total 8’485

Was ist dir primär in Erinnerung geblieben? 

Es ist ein gutes Gefühl, dass das Ziel erreicht und die Bahn gebaut werden konnte und auch, dass es gut weitergelaufen ist. Obwohl für uns die hohen Spendenbeiträge wichtig waren, war ich dankbar für jede Spende, ob gross oder klein. Denn jede Spende brachte uns ein Stück näher ans Ziel. Die beiden folgenden Erlebnisse haben mich sehr berührt und werden mir immer in guter Erinnerung bleiben: 

Auf dem Reigoldswiler Markt kam ein gebückter alter Mann zu mir und hat sich genau über die Sammelaktion und das Projekt erkundigt. Danach hat er umständlich seinen Geldbeutel gezückt und 20 Rappen hervorgekramt. 

In Hölstein kam eine Mutter mit ihrem Sohn vorbei, welcher im Kindergartenalter war. Dieser hatte das Sparkässeli geknackt (mit Bewilligung der Mutter) und er konnte auf diese Weise zwei Franken spenden. 

Ja, die hohen Beträge waren natürlich wichtiger, aber auch die vielen kleinen Beträge haben uns geholfen, unser Ziel zu erreichen. 

Beitrag Heimatkunde Reigoldswil zum Thema Wasserfalle, von Hans-Rudolf Sutter, verfasst im Januar 2023