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Wie und wohin entwickelt sich ein Naherholungsgebiet? 

Voraussetzung dafür, dass ein Naherholungsgebiet entsteht, ist das Vorhandensein einer attraktiven Landschaft und deren Zugänglichkeit. Das Wasserfallengebiet ist attraktiv und da es lange ein Passübergang war, auch zugänglich.  

Die wichtigsten Partner eines Tourismusgebietes wie desjenigen der Wasserfalle sind Landbewirtschafter, Landbesitzer, Restaurantbetriebe und Transportunternehmen. Aber auch die kommunalen und kantonalen Behörden gehören dazu, ebenfalls die Wanderer, Sommer- und Wintersportler, Jäger, Naturschützer u.a. Jede Gruppe hat ihre besonderen Interessen, und es gibt zumindest zu Beginn keine übergeordnete Institution, welche die Entwicklung selbständig koordinieren kann. Deshalb entwickelt sich ein Naherholungsgebiet eher zufällig und chaotisch als geplant und gradlinig. Das ist auch auf der Wasserfalle so. 

Verschiedene Organisationen und Personen haben sich im Laufe der Zeit für eine gewisse Koordination eingesetzt. 

Autobus AG
Die «Automobilgesellschaft Liestal – Reigoldswil AG», welche den Busbetrieb zwischen Liestal und Reigoldswil betrieb, erwarb 1930 den Landwirtschafts- und Gastbetrieb Vordere Wasserfalle. 1956 wurden dann durch diese Gesellschaft die Gondelbahn und der Skilift Vogelberg gebaut. Dazu kam 1970 der Skilift Chellenchöpfli. 1958 brannte das Hofgut Vordere Wasserfalle ab. An dessen Stelle wurde ein Hotel erstellt und weiter oben das Ökonomiegebäude. Die Hintere Wasserfalle wurde ebenfalls durch die Autobus AG erworben und dort 1973 nach einem Umbau ein grösseres Restaurant eröffnet. Somit war das ganze Wasserfallengebiet in der Hand einer Leitung. Die Autobus AG zog sich wegen anderer Prioritäten jedoch sukzessive wieder vom Wasserfallengebiet zurück. Dieser Prozess wurde 1994 durch die Schenkung der Luftseilbahn an eine Stiftung abgeschlossen. Man kann aber festhalten, dass es die Autobus AG mit ihrem langjährigen (1926 – 1965) Verwaltungsratspräsidenten Walter Zeller war, die das Gebiet zum Ausflugsgebiet machte. 

Kanton
1984 wurde durch den Kanton eine Kommission zur Förderung des Naherholungsgebietes Reigoldswilertal/Wasserfallen/Passwang gegründet, welche ein Konzept (Link zu Konzept zur Förderung des Naherholungsgebiets) erarbeiten liess. Dieses stiess in der Vernehmlassung wegen der Befürchtung eines «Rummelplatzes» auf kein positives Echo und wurde schubladisiert. 

IG Wasserfallen-Passwang
Sie wurde am 26. Mai 1993 auf der Hinteren Wasserfalle gegründet. Dies war nach dem Rückzug der Autobus AG der Versuch, die Interessen im Wasserfallengebiet von der Basis her zu bündeln und auszugleichen. Der Verein bezweckte gemäss Statuten «die Erhaltung und Förderung der Region Wasserfallen-Passwang als Erholungsgebiet. Er koordiniert die Aktivitäten seiner Mitglieder und fördert den sanften Tourismus». Link zu Statuten 1993 

Die IG führte im Laufe der Jahre Workshops durch, unterstützte die Gründung der Stiftung Luftseilbahn Reigoldswil Wasserfallen (LRW) und auch den Bau der neuen Bahn. Sie übernahm Koordinationsaufgaben in den Bereichen Trinkwasser, Abwasser und Strassenunterhalt. Nach der Gründung der Stiftung Wasserfallen wurde die IG Wasserfallen-Passwang aufgelöst. 

Stiftung Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen (LRW)
Nach dem Rückzug der Autobus AG wurde 1995 die Stiftung LRW gegründet. Präsidentin war Heidi Tschopp, Hölstein. Die Stiftung hat es geschafft, die alte Luftseilbahn zu sanieren und so eine neue Konzession zu erhalten. Danach ist es ihr gelungen, die Mittel zu beschaffen, um eine neue Bahn zu bauen. Ebenso hat sie verschiedene Zusatzangebote geschaffen wie das Restaurant bei der Bergstation, die Trottinettvermietung, den Waldseilpark und den Kinderspielplatz. Auch gelang es ihr, eine gewisse Koordination z.B. von Öffnungszeiten oder Anlässen mit den Restaurants der Umgebung herbeizuführen. Link zu Stiftungsurkunde 1995 

Bähnliclub
Der Bähnliclub ist ein Förderverein für die Luftseilbahn. Er wurde 1995 gegründet und zählte zu Beginn ca. 600 Mitglieder. Der Bähnliclub hat während einiger Zeit das Restaurant bei der Bergstation geführt und unterstützt nach wie vor finanziell verschiedene Vorhaben der Luftseilbahn. Link zu Bähnliclub Statuten . Link zu Pressecommuniqué  

Stiftung Wasserfallen
Die Stiftung Wasserfallen wurde 2002 gegründet, um den Landwirtschaftsbetrieb zu erwerben (Link zur Stiftungsurkunde STW). Der Zweck ist in der Stiftungsurkunde so umschrieben: «Die Stiftung bezweckt im Gebiet Wasserfallen ein naturnahes Erholungsgebiet zu schaffen und auf Dauer zu erhalten». Die Stiftung, welche Eigentümerin des Wasserfallenhofes mit ca. 56 ha Wiese, Weide und Wald ist, hat den Hof an Familie Räuftlin verpachtet, welche ihn naturnah bewirtschaftet. Sie hat mehrere Anlässe (z.B. Wasserfallenfeste) und Projekte im Bereich Naturschutz und Naherholung durchgeführt. Sie übernimmt Koordinationsaufgaben im Bereich des Strassenunterhalts und der Kanalisation sowie der Trinkwasserversorgung. Aktuell arbeitet sie an einem Projekt zur Förderung der Biodiversität. Link zu Aufwertungsprojekt 

Verein Region Wasserfallen-Juraparadies
Der Verein wurde 2009 gegründet. Zu den Mitgliedern zählen verschiedenste Gemeinden beider Frenkentäler, Baselland Tourismus, die Stiftung Wasserfallen und die Luftseilbahn Reigoldswil. 

Der Verein koordiniert, vernetzt und vertritt die Interessen der Gemeinden sowie der Anbieterinnen und Anbieter im Perimeter. Er pflegt und unterstützt den Ausbau touristischer Angebote. Er hilft mit, die einmalige Landschaft des Juranordbogens als Natur- und Kulturlandschaft zu erhalten und weiterzuentwickeln. Link zu Statuten Verein Juraparadies. 

Wanderwege beider Basel
Diese Kantonalsektion des bekannten, gesamtschweizerisch tätigen Vereins Schweizer Wanderwege wird hier erwähnt, weil sie einen wichtigen Beitrag zur Markierung und zum Unterhalt der vielen Wanderwege leistet. 

Fazit
Es gibt Stand heute kein Leitbild oder Entwicklungskonzept für das ganze Gebiet und auch keine Jahresberichte etc. Insofern ist es auch schwierig, den Erfolg oder Misserfolg der Bemühungen der verschiedenen Organisationen zu beurteilen.  

Man darf aber feststellen, dass das Gebiet insbesondere in der Nordwestschweiz sehr bekannt und beliebt ist. Es wird viel besucht, ist aber nur an wenigen Tagen des Jahres als überlastet zu bezeichnen. In erster Linie ist es ein Wandergebiet. Es gibt überdies auch andere Angebote wie Trottinettvermietung, Waldseilpark, Kinderspielplatz etc., also Angebote für alle Alterskategorien. Das Gastronomieangebot kommt gut an. Fast das ganze Gebiet steht unter Naturschutz und wird entsprechend gepflegt. Und den Organisationen scheint bewusst zu sein oder zu werden, dass die Zahl der Besuchenden nicht kontinuierlich gesteigert werden darf, da sonst die Qualität und der Erholungseffekt leiden, die Infrastruktur (z.B. Parkplätze in Reigoldswil) überlastet und die Akzeptanz des Tourismus bei der Bevölkerung von Reigoldswil sinken würde.  

Beitrag Heimatkunde Reigoldswil zum Thema Wasserfalle, von Hans-Rudolf Sutter, verfasst im Januar 2023