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Vom Hegen und Pflegen

Über die Aufgaben der Jagd und das «Jägersein» im 21. Jahrhundert
Wildtierpopulationen überwachen, mit Hund und Riemen kranke und angefahrene Tiere kilometerweit nachsuchen, um sie von ihren Leiden zu erlösen oder wenige Tage alte Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren, sind Aufgaben der heutigen Jägerinnen und Jäger. Es sind Menschen,die sich gerne in der Natur aufhalten, sich für die Wildtiere interessieren, sich an ihnen, aber auch an den jagdlichen Erlebnissen und dem natürlichsten Fleisch im Teller freuen und damit einen wertvollen Beitrag für die Natur und die Öffentlichkeit leisten.

Wildunfälle
Eine wichtige Aufgabe der Jägerinnen und Jäger sind die Einsätze bei Verkehrsunfällen mit Wildtieren. Schweizweit ereignen sich jährlich mehrere Tausend Wildunfälle, wobei die Dunkelziffer sehr hoch ist. Auf den Reigoldswiler Strassen haben sich Wildunfälle in den letzten Jahren auf Grund des zunehmenden Verkehrs ebenfalls vervielfacht. Jährlich ereignen sich bis 30 Wildunfälle. Besonders oft verunfallen Rehe, welche während der Dämmerungs- und Nachtstunden die Verbindungsstrassen nach Liedertswil, Bretzwil und Ziefen überqueren. Aus diesem Grund unterhalten die Jäger von Reigoldswil einen Wildschutz-Zaun im Gebiet Luchern und beabsichtigen einen ähnlichen auf dem Sixfeld zu erstellen. Zudem werden an den wichtigsten Wildübergängen spezielle Reflektoren aufgehängt, welche die Wildtiere bei starkem Verkehr am Überqueren der Strasse hindern sollen. Im benachbarten Ziefen wird entlang der Holzenbergstrasse eine Animot-Wildwarnanlage eingesetzt, die den Verkehrsteilnehmenden herannahendes Wild durch blinkende Lampen anzeigt. Und trotz all der verschiedenen Massnahmen fallen dem Strassenverkehr allein in Reigoldswil jährlich rund fünf Rehe, zehn Füchse und fünf Dachse zum Opfer. Oftmals flüchten diese in einen nahegelegenen Wald und müssen mit einem ausgebildeten Nachsuchehund, manchmal verbunden mit mehreren Stunden Aufwand, gesucht und anschliessend erlöst werden. Trotz der traurigen Situation ist diese Arbeit sehr interessant und auch befriedigend, da den Tieren, sofern sie gefunden und erlöst werden können, dadurch grosses Leid erspart wird.

Rehkitzschutz
Von April bis Juni gebären Rehgeissen ihre Kitze. Diese halten sich in den ersten Lebenswochen vorwiegend in den Wiesen auf. Nähert sich ein Traktor mit Mäher, ducken sich die Kitze und vertrauen auf ihr Versteck und ihre gute Tarnung im Gras. Nur selten können die kleinen Kitze aus dem Traktor heraus erkannt werden und würden ohne Schutzmassnahmen in die Messer des Mähers geraten. Dieses Thema beschäftigt Landwirte und Jäger gleichermassen. Seit dem Jahr 2020 wird in Reigoldswil eine Drohne eingesetzt, welche mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet ist. Die Rehkitzrettung per Drohne ist zum aktuellen Zeitpunkt die erfolgreichste Methode. Sämtliche Massnahmen wie das vorgängige Verblenden mit Säcken, das Aufstellen von akustischen Warnsignal-Geräten oder das Anmähen der Wiese am Vorabend brachten nur Teilerfolge. In Reigoldswil konnten die Kitzverluste mit dem Einsatz der Drohne um mehr als 80 Prozent verringert werden, was sowohl die Jäger als auch die Reigoldswiler Landwirtinnen und Landwirte sehr freut.  

Lebensräume schützen und Öffentlichkeitsarbeit leisten
Wildtiere brauchen viel Ruhe, um sich wohlzufühlen. Diese wird durch Jogger, Velofahrer, Reiter und Erholungssuchende oft gestört. Jägerinnen und Jäger haben die Aufgabe, über solche Themen aufzuklären. Zudem ist die Öffentlichkeitsarbeit und das Erklären des Waidwerks eine der wichtigsten und grössten Herausforderungen der Zukunft. Da das Wirken der Jägerinnen und Jäger oft unbemerkt bleibt, ist es umso wichtiger, über die Jagd zu informieren sowie interessierten und kritischen Personen die Jagd mit all ihren Aspekten näherzubringen.  

Beitrag Heimatkunde Reigoldswil zum Thema Wild und Jagd von Yannick Steffen, verfasst Anfang 2023